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Brief des Vorstands

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

rückblickend erscheint manches, was wir im vergangenen Jahr als problematisch erachtet haben, aus heutiger Sicht in einem anderen Licht. 2021 war kein einfaches Jahr: Die Corona-Pandemie war überall noch sehr präsent. Beruflich wie privat waren die Einschränkungen über das gesamte Jahr hinweg – mal mehr, mal weniger – spürbar. Dennoch hatten wir insbesondere im Sommer viele Wochen, in denen wir annähernd die Sorglosigkeit von vor der Pandemie zurückgewonnen hatten. Auch die Wirtschaft erholte sich zunehmend von der Schockwelle, die die Pandemie im Frühjahr 2020 ausgelöst und für einen zeitweisen Stillstand gesorgt hatte.

Diese Gesundung spiegelte sich ab dem Frühjahr in steigenden Energiepreisen wieder. Die Nachfrage nach Energie, insbesondere auch im asiatischen Raum, erhöhte sich massiv, während bei uns die Erdgasspeicher nicht mehr in dem Maße gefüllt wurden, wie es in den Vorjahren der Fall war. Aus heutiger Sicht muss dies natürlich mit Blick auf den brutalen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der seit Ende Februar 2022 für eine politische Zeitenwende gesorgt hat, noch einmal mit anderen Augen als noch in 2021 betrachtet werden. Glaubte man seinerzeit, dass sich die preislichen Verwerfungen durch die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 lösen würden, weil mehr Gas in die deutschen Speicher gelangen würde, so erscheint die nur bedingt erfolgte Lieferung aus Russland heute wie eine geplante Maßnahme, durch die Verknappung des Energieangebots politischen Druck ausüben zu wollen.

Anfänglich, ab dem Sommer 2021, vollzog sich die Preisentwicklung auf den Handelsmärkten noch einigermaßen moderat. Ab dem Herbst drehte sich die Preisspirale aber mit enormer Geschwindigkeit und fand ihren Höhepunkt in nie dagewesenen Preissphären kurz vor dem Weihnachtsfest. Das Geschäftsmodell einiger Anbieter, kurzfristig Energiemengen zu günstigsten Preisen zu beschaffen, funktionierte auf dieser Basis nicht mehr. Die Folge: Einige Versorger stellten die Belieferung ihrer Kundinnen und Kunden vom einen Tag auf den anderen ein. Auch wenn es eine große Herausforderung – administrativ wie finanziell – darstellte, ist die REWAG als Grundversorger ihrer Verantwortung gerecht geworden und hat mehrere tausend neue Kundinnen und Kunden übergangslos mit Energie beliefert. 

2021 war in allen Bereichen ein herausforderndes Jahr für die REWAG. Die Auswirkungen der sich ankündigenden Energiekrise haben wir nicht zuletzt an dieser Stelle zu spüren bekommen. In einem sehr schwierigen Marktumfeld und einer hoch komplexen Marktsituation haben wir begünstigt durch Sondereffekte auf den ersten Blick ein vermeintlich zufriedenstellendes Ergebnis realisieren können. Nicht alles, was wir uns vorgenommen haben, ist uns jedoch geglückt. Aus dem operativen Geschäft haben wir die gesteckten Ziele nicht erreichen können.

Die Lage in 2022 bleibt wirtschaftlich herausfordernd und auch die kommenden Jahre werden weiterhin schwierig sein. Für alle Beteiligten, egal ob Politik, Gesellschafter, Versorger sowie Kundinnen und Kunden ist die vorherrschende Situation wenig erfreulich. Mag 2021 noch ein Jahr des Übergangs gewesen sein, so schlägt die Energiekrise, befeuert durch den Krieg Russlands in der Ukraine, nun voll durch. Die Preise für alle Güter steigen und ein Ende ist vorerst nicht abzusehen. Als REWAG ist es unser Ziel, einerseits unserem Kernauftrag, eine sichere und zuverlässige Versorgung mit Energie und Trinkwasser zu garantieren, nachzukommen. Andererseits gilt es, auch in einem schwierigen Marktumfeld an die positive Jahresüberschussentwicklung der vergangenen Jahre möglichst schnell anzuknüpfen und dauerhaft erfolgreich zu agieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir aus dieser herausfordernden Zeit gestärkt hervorgehen werden und die REWAG eine nachhaltig positive Entwicklung aufzeigen wird.   
 

 

 

Bernhard Büllmann