Prognosebericht

In Deutschland wird sich der Umbau der Energieversorgung fortsetzen. In Übereinstimmung mit den europäischen Klimaschutzzielen liegt der Schwerpunkt weiterhin auf dem Ausbau der CO2-freien Stromerzeugung. Ferner wird die Energieeffizienz, die Speicherung von Energie und das Thema „Reservekapazitäten“ stärker in den Fokus rücken. Diese Leitplanken werden die künftigen Leitlinien der Energieversorgung sein. Auf dem deutschen Energiemarkt ist mit einer höheren Volatilität zu rechnen, die vor allem durch politische Entscheidungen und globale Entwicklungen beeinflusst wird. Entsprechend dieser Herausforderungen sind die Investitionsschwerpunkte zu setzen. Hauptsächlich diese neuen Herausforderungen, verbunden mit einer soliden Wachstumsstrategie, auch im Wettbewerbsumfeld, werden die künftige wirtschaftliche Entwicklung prägen.

 

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Für das Jahr 2022 geht die OECD von einer Fortsetzung der gesamtwirtschaftlichen Erholung der Weltwirtschaft aus. Unsicherheiten liegen dennoch in der COVID-19-Pandemie durch neue gefährlichere Virus-Mutationen und große Ausbrüche, insbesondere in Ländern mit niedrigen Impfquoten. Daraus resultierende drastische Gegenmaßnahmen zur Eindämmung der Infektionszahlen können die bestehenden Angebotsknappheit nochmals verschärfen und Erholungstendenzen abbremsen. Unter der Annahme, dass keine neuen gefährlichen Virusvarianten entstehen, sollte die Auswirkungen von COVID-19 auf die Weltwirtschaft in den kommenden Jahren deutlich rückläufig sein. Neben der Ungewissheit hinsichtlich der weiteren Pandemie-Entwicklung und der daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen bringt der russische Angriff auf die Ukraine weitere Unwägbarkeiten mit sich. Zum jetzigen Zeitpunkt kann noch keine hinreichend konkrete Abschätzung der Auswirkungen auf die Weltwirtschaft gegeben werden. Die OECD prognostiziert für das Jahr 2022 ein globales Wirtschaftswachstum von 4,5 %. Das ifo-Institut (Institut für Wirtschaftsforschung) erwartet in der Konjunkturprognose vom 23.03.2022 für Deutschland einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 3,1 %. In einem Risikoszenario, das eine weitere Zuspitzung der Marktpreise für Energie unterstellt, wächst die Wirtschaftsleistung um 2,2 %. Die Inflationsrate wird lt. Ifo-Institut im Jahr 2022 bei voraussichtlich 5,1 % (Vorjahr: 3,1 %) liegen.

Wettereinflüsse und politische Entscheidungen werden weiterhin auf die Nachfrageentwicklung auf dem Energiemarkt einwirken. Eine zusätzliche Nachfrage nach Strom ist mittelfristig im Bereich Mobilität zu erwarten.

Maßgeblich für die weitere Entwicklung des laufenden Geschäftsjahres wird die Nachfrage der Haushalts- und Großkunden nach Strom und Gas (Absatzrisiko) sein. Insbesondere in den Segmenten Strom und Gas können, getrieben durch Absatzrisiken, auch weitere Marktpreisrisiken mit möglichen Auswirkungen auf die Beschaffung von Strom und Gas entstehen. In einer anhaltenden Krise kann darüber hinaus auch in beiden Geschäftsbereichen eine reduzierte Zahlungsfähigkeit von Kunden und Geschäftspartnern zum Risiko werden. Die kurz- sowie langfristigen Auswirkungen auf Steuerungskennzahlen als Folgen der Corona-Pandemie und der Eskalation des Ukraine-Konflikts sind derzeit nicht abschätzbar und im Ausblick daher nicht enthalten.

 

Künftige Branchensituation

Die deutsche Energieversorgung befindet sich weiterhin in einem dynamischen Veränderungsprozess. Der Ausbau der Energieerzeugung aus Wind und Sonne – mit schwankenden Kapazitäten – bedingt ein flexibles und intelligentes Stromversorgungssystem, um weiterhin eine sichere Stromversorgung gewährleisten zu können. Hierzu müssen Netze, Speicher und konventionelle Anlagen gebaut, ausgebaut bzw. entwickelt werden. In noch stärkerem Maße sind zur Steuerung des Gesamtsystems bzw. zur Energieeffizienzsteigerung Investitionen in intelligentere Netze und nachfrageseitige Maßnahmen notwendig. Gute Wachstumsraten sind weiterhin bei den Contracting-Dienstleistungen zu erwarten.

Auf den Strom- und Gasmärkten wird der Wettbewerb im Geschäft mit Privat- und Industriekunden intensiv sein. Auch im deutschen Wassersektor sind kartellbehördliche Eingriffe möglich. Die Preissensitivität und Wechselbereitschaft der Strom- und Gaskunden und die Anzahl der branchenfremden Anbieter werden unter dem Blickwinkel des digitalen Wandels immer größer.

Bei allen Kundengruppen ist ein steigendes Bewusstsein für Energieeffizienz zu beobachten, einhergehend mit intelligenten Gesamtlösungen, wie beispielsweise der Themenbereich Smart Home. Hierzu gehören die energieoptimierte Steuerung von Haushaltsgeräten in Abhängigkeit der Erzeugung aus EEG-Anlagen mittels Stromtarifen, die private Nutzung erneuerbarer Energiequellen sowie die Vernetzung dezentraler Erzeugung und begrenzt möglicher Speicherung von Energie. Der Einsatz innovativer Technologien und die steigende Energieeffizienz werden in Deutschland mittelfristig zu stagnierenden bzw. rückläufigen Verbrauchsmengen führen.

 

Entwicklung Energiepreise

In der Sparte Erdgas ist die zukünftige Entwicklung der Gaspreise im Wesentlichen vom internationalen Marktumfeld abhängig. In der Sparte Strom wird die zukünftige Entwicklung der Preise für die Jahresprodukte 2022 bis 2024 maßgeblich von der Entwicklung des Spot- und des CO2-Marktes, also einem sehr stark politisch bestimmten Markt, abhängen. Nach einem Abwärtstrend infolge der Corona-Pandemie nahmen die Strompreise im Jahresverlauf 2021 eine exorbitante Entwicklung. Gesamtwirtschaftliche Nachholeffekte, hohe Zertifikatspreise für CO2 sowie Höchstpreise auf dem Erdgasmarkt ließen die Strompreise gegen Jahresende 2021 neue Höchststände erreichen.

 

Energiebeschaffung

Die weitere Entwicklung der Primärenergiepreise wird unsere Energiebezugskosten bestimmen. In Abhängigkeit vom Verlauf der weltweiten Konjunktur und geopolitischen Entwicklungen ist künftig mit hohen Volatilitäten auf den Energiemärkten zu rechnen. Wir unternehmen alle Anstrengungen, um unsere Beschaffungskosten zu optimieren. Bei der Erdgasbeschaffung haben wir das Lieferantenportfolio verbreitert und auf strukturierte Produkte anstelle von Vollversorgungsverträgen gesetzt.

 

E-Mobilität

Im Rahmen der Energienutzungspläne von Stadt und Landkreis Regensburg ist die REWAG KG seit 2015 an einer flächendeckenden Ladesäuleninfrastruktur in der Region Regensburg beteiligt. An den Ladestationen wird 100%iger Ökostrom bereitgestellt.

 

Ausbau der Erzeugung

Der Umbau der deutschen Energieerzeugung hin zu dezentralen Strukturen und erneuerbaren Energien bietet der REWAG KG neue Chancen. Die REWAG KG sieht sich als Akteur der Energiewende und hat entsprechende strategische Weichenstellungen vorgenommen. Das Erzeugungsportfolio erstreckt sich auf Onshore-Windenergieanlagen, Photovoltaikanlagen, Blockheizkraftwerke und Biogasanlagen. Die REWAG KG wird weiterhin in erneuerbare Erzeugung sowie in die Kraft-Wärme-Kopplung investieren.

 

Geschäftsentwicklung der REWAG KG

Auf Grund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schätzen wir die weitere Entwicklung der Umsatz- und Ertragslage als vorsichtig optimistisch ein. Im Vertrieb wird die Sicherung unserer starken Marktposition in Regensburg und Umgebung weiter im Vordergrund stehen.

Unsere Strom- und Gaspreise wollen wir aufgrund stetiger Beschaffungsoptimierung attraktiv halten, um im stärker gewordenen Privatkunden-Wettbewerb in der Region die Marktposition zu behaupten.

Den Geschäftsbereich Wärmeversorgung werden wir durch die Fortführung der Investitionen in Blockheizkraftwerke bei Industriestandorten, aber auch bei der Erschließung von Wohngebieten weiterhin ausbauen, um damit die Ertragslage der REWAG KG insgesamt zu verbessern. Insgesamt gewinnt das Thema der CO2-armen bzw. CO2-freien Wärmeerzeugung im Zusammenhang mit den Bemühungen zur Intensivierung des Klimaschutzes über alle Kundengruppen anzunehmender Bedeutung.

 

Investitionen

Im Jahr 2022 sind Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände von 32,2 Mio. € geplant. Für Investitionen in das Wassernetz und die Wassergewinnung (Netzverbund Laber-Naab, Brunnenausbau Laub) ist ein Betrag von 9,4 Mio. € angesetzt. Investitionen in die Sparte energienahe Dienstleistungen (Wärme- und Erzeugungsanlagen/KWK-Anlagen und E-Ladeinfrastruktur) sind mit 6,4 Mio. € vorgesehen. Für gemeinsame Anlagen, hauptsächlich IT-Projekte (z. B. SAP-HANA), IT-Ausstattung, Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie Arealprojekte, ist ein Betrag von 5,1 Mio. € angesetzt. Für Telekommunikation sind 5,7 Mio. € (Neuerschließungen im Glasfasernetz), für das Gasnetz 3,9 Mio. € (Reinvestitionsmaßnahmen) eingeplant. Für die Sparte MSB-POG (moderne Messeinrichtungen und intelligente Messsysteme) werden Investitionen in Höhe von 1,1 Mio. € erwartet. 0,6 Mio. € sind für den traditionellen Messstellenbetrieb (Sonderkundenzähler und Ausbau des PLC-Datenübertragungsnetzes) eingeplant.

 

Finanzlage

Das geplante ambitionierte Investitionsvolumen soll durch Mittelzuflüsse aus der laufenden Geschäftstätigkeit sowie vor allem durch die Aufnahme von langfristigen Darlehen finanziert werden. Insbesondere bei den Großprojekten werden wir – soweit möglich – zusätzlich zinsgünstige Darlehen (KfW) und Fördermittel beantragen und den Verlauf der Investitionen zeitlich so strecken, dass sich ein solider Finanzierungspfad ergibt. Dabei ist die Einhaltung relevanter Finanzkennzahlen zu beachten.

 

Voraussichtliche Ergebnisentwicklung

Eine Ergebnisprognose, insbesondere eine mittelfristige, ist noch von vielen Unsicherheiten geprägt. Für das Geschäftsjahr 2022 haben wir einen Jahresüberschuss von 21,8 Mio. € geplant. Eine aktualisierte Ergebnisprognose wird nicht vorgenommen, da die gegenwärtige Situation keine realistische Einschätzung zulässt, wie lange und in welchem Maße die Situation an den Energiemärkten anhält und inwieweit sich wirtschaftliche Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg ergeben. Allerdings ist nach derzeitigen Erkenntnissen davon auszugehen, dass der geplante Jahresüberschuss nicht ganz erreicht werden wird. Nach wie vor sind die Sparten Strom und Gas mit 79 % des geplanten Jahresüberschusses 2022 die zentralen Säulen dieses Ergebnisses. Die Entwicklung der Steuerungsgrößen EBITDA, EBIT und Jahresüberschuss nach Sparten auf der Grundlage der Wirtschaftsplanung vom Herbst 2021 ist der nachfolgenden Aufstellung zu entnehmen:
 

 StromGasEDLWasserTele­kommunikationMSB-POGSonstigesGesamt
 Mio. €Mio. €Mio. €Mio. €Mio. €Mio. €Mio. €Mio. €
2021        
EBITDA 202119,08,05,47,92,6-0,18,751,5
EBIT 202113,04,41,64,91,1-0,38,232,9
Jahresüberschuss 20218,82,21,93,81,3-0,48,826,4
2022        
Plan-EBITDA 202220,914,13,38,12,50,11,050,0
Plan-EBIT 202215,110,3-0,54,71,0-0,30,430,7
Plan-Jahresüberschuss 20229,77,5-0,33,51,1-0,50,821,8

 

Das Ziel der Unternehmensleitung ist, weiterhin für unsere Eigenkapitalgeber nachhaltig stabile Erträge zu erzielen. Weitere Effizienzverbesserungen zur Stärkung der Ertragskraft sind notwendig, um den drohenden wettbewerbs- und regulierungsbedingten Ergebniseinbußen angemessen begegnen zu können.

Strategische Entscheidungen haben nachhaltigen Einfluss auf künftige Unternehmensergebnisse. Die strategische Unternehmensanalyse ist, neben der betriebswirtschaftlichen Unternehmensanalyse, ein Bestandteil der ganzheitlichen Unternehmensanalyse. Die Führungskräfte der REWAG KG stellen sich seit ein paar Jahren den Anforderungen der strategischen Unternehmensanalyse im Rahmen eines strukturierten Strategieprozesses. Hierbei stand die Sammlung wichtiger Erkenntnisse über das Umfeld (Chancen und Risiken) und über unser Unternehmen (Stärken und Schwächen) im Vordergrund. Daraus werden, im Speziellen für die Profitbereiche Erzeugung & Contracting, Netze, Vertrieb und Handel sowie für die steuernden und unterstützenden Organisationseinheiten, konkrete Ziele formuliert und Maßnahmenpakete abgeleitet.

Der REWAG-Strategieprozess wird kontinuierlich – entlang der Wertschöpfungskette – fortgeführt. Aus dem Strategieprozess werden aus neugewonnenen Erkenntnissen deutliche Zielstellungen formuliert, die nach deren Umsetzung, der REWAG KG nachhaltiges Wachstum in Form von zusätzlichen Ergebnisbeiträgen liefern sollen. Ziel- und erfolgsorientierte Vergütungskomponenten sowie verstärkte Qualifizierungsmaßnahmen sichern darüber hinaus die dazu notwendigen überdurchschnittlichen Mitarbeiterleistungen.
 

Gesamtaussage zur voraussichtlichen Entwicklung

Im Geschäftsjahr 2021 verzeichneten wir – bedingt durch einen einmaligen Verkaufserlös aus einer Teilgrundstücksveräußerung mit einem Buchgewinn in Höhe von 7,8 Mio. € – eine deutliche Ergebnisverbesserung mit einem Anstieg des Überschusses um 5,5 Mio. €. Bereinigt um diesen Verkaufserlös ist ein Rückgang des Jahresüberschusses um 2,3 Mio. € auf 18,6 Mio. € zu verzeichnen. Die REWAG KG wird ihre gute Marktposition auch im Jahr 2022 behaupten können. Zusätzlich zu den alljährlich bestehenden vielen Ungewissheiten hinsichtlich der konjunkturellen, regulatorischen und wettbewerblichen Entwicklung wird auch das Jahr 2022 durch die Situation an den Energiemärkten und den Folgen aus der Ukraine-Krise und die daraus resultierenden negativen wirtschaftlichen Folgen bestimmt sein. Aktuell ist davon auszugehen, dass der Planüberschuss von 21,8 Mio. € aufgrund von höher als geplanten Beschaffungskosten sowohl im Strom- als auch im Gasbereich für zu erfüllende Lieferverträge in 2022 etwas unterschritten wird.
 

Regensburg, den 03. Mai 2022
 

REWAG REGENSBURGER ENERGIE- UND WASSERVERSORGUNG AG & CO KG
REGENSBURGER ENERGIE- UND WASSERVERSORGUNG AG
Vorstand
 

Bernhard Büllmann