Prognosebericht

In Deutschland wird sich der Umbau der Energieversorgung fortsetzen. In Übereinstimmung mit den europäischen Klimaschutzzielen liegt der Schwerpunkt weiterhin auf dem Ausbau der CO2-freien Stromerzeugung. Noch ergebnisoffen sind die politischen, gesellschaftlichen und fachlichen Diskussionen zum Thema Wärmewende und damit einhergehend die Frage nach der Zukunft der Gasnetze. Ferner wird die Energieeffizienz, die Speicherung von Energie und das Thema „Reservekapazitäten“ stärker in den Fokus rücken. Diese Leitplanken werden die künftigen Leitlinien der Energieversorgung sein. Auf dem deutschen Energiemarkt ist mit einer höheren Volatilität zu rechnen, die vor allem durch politische Entscheidungen und globale Entwicklungen beeinflusst wird. Entsprechend dieser Herausforderungen sind die Investitionsschwerpunkte zu setzen. Hauptsächlich diese neuen Herausforderungen, verbunden mit einer soliden Wachstumsstrategie, auch im Wettbewerbsumfeld, werden die künftige wirtschaftliche Entwicklung prägen.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Für das Jahr 2023 geht die OECD weiterhin von herausfordernden Rahmenbedingungen für die Weltwirtschaft aus, die insbesondere durch den Ukraine-Krieg geprägt sind. Unsicherheiten liegen in der anhaltend hohen Verbraucherpreisinflation, den steigenden Realzinsen durch eine straffere Geldpolitik der Zentralbanken, Reallohnverluste und anhaltend hohen Brennstoffkosten. Der russische Krieg gegen die Ukraine verursacht weiterhin nachlaufende Preisaufschläge für Strom und Gas, von denen insbesondere die Wirtschaft in Europa betroffen ist und die Produktionsrückgänge erwarten lassen. Trotz der angepassten Geldpolitik und einer langsam abflachenden Versorgungsknappheit auf dem Gütermarkt ist vorerst kein Rückgang der Inflationsraten zu erwarten. Die OECD prognostiziert für das Jahr 2023 ein globales Wirtschaftswachstum von 2,6 %. Das ifo-Institut (Institut für Wirtschaftsforschung) erwartet in der Konjunkturprognose vom 15.03.2023 für Deutschland einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von - 0,1 %. Die Inflationsrate wird laut ifo-Institut im Jahr 2023 bei voraussichtlich 6,2 % (Vorjahr: 6,9 %) liegen.

Wettereinflüsse und politische Entscheidungen werden weiterhin auf die Nachfrageentwicklung auf dem Energiemarkt einwirken. Eine zusätzliche Nachfrage nach Strom ist mittelfristig im Bereich Mobilität zu erwarten. Maßgeblich für die weitere Entwicklung des laufenden Geschäftsjahres wird die Nachfrage der Haushalts- und Großkunden nach Strom und Gas (Absatzrisiko) sein. Insbesondere in den Segmenten Strom und Gas können, getrieben durch Absatzrisiken, auch weitere Marktpreisrisiken mit möglichen Auswirkungen auf die Beschaffung von Strom und Gas entstehen. In einer anhaltenden Krise kann darüber hinaus auch in beiden Geschäftsbereichen eine reduzierte Zahlungsfähigkeit von Kunden und Geschäftspartnern zum Risiko werden. Die kurz- sowie langfristigen Auswirkungen auf Steuerungskennzahlen als Folgen des aktuell vorherrschenden volatilen Marktumfeldes sind derzeit nicht abschätzbar und im Ausblick daher nicht enthalten.

Künftige Branchensituation

Die deutsche Energieversorgung befindet sich weiterhin in einem dynamischen Veränderungsprozess. Der Ausbau der Energieerzeugung aus Wind und Sonne – mit schwankenden Kapazitäten – bedingt ein flexibles und intelligentes Stromversorgungssystem, um weiterhin eine sichere Stromversorgung gewährleisten zu können. Hierzu müssen Netze, Speicher und konventionelle Anlagen gebaut, ausgebaut bzw. entwickelt werden. Fragestellungen rund um die Sektorenkopplung werden immer drängender werden. In noch stärkerem Maße sind zur Steuerung des Gesamtsystems bzw. zur Energieeffizienzsteigerung Investitionen in intelligentere Netze und nachfrageseitige Maßnahmen notwendig. Gute Wachstumsraten sind weiterhin bei den Contracting-Dienstleistungen zu erwarten.

Bei allen Kundengruppen ist ein steigendes Bewusstsein für Energieeffizienz zu beobachten, einhergehend mit intelligenten Gesamtlösungen, wie beispielsweise der Themenbereich Smart Home, und der Intensivierung des Wettbewerbs um die Kunden. So könnte eine energieoptimierte Steuerung von Haushaltsgeräten in Abhängigkeit der Erzeugung aus EEG-Anlagen mittels Stromtarifen, die private Nutzung erneuerbarer Energiequellen sowie die Vernetzung dezentraler Erzeugung und begrenzt möglicher Speicherung von Energie entscheidende Instrumente sein. Der Einsatz innovativer Technologien und die steigende Energieeffizienz werden in Deutschland mittelfristig zu stagnierenden bzw. rückläufigen Verbrauchsmengen führen.

Entwicklung Energiepreise

In der Sparte Erdgas ist die zukünftige Entwicklung der Gaspreise im Wesentlichen vom internationalen Marktumfeld abhängig. In der Sparte Strom wird die zukünftige Entwicklung der Preise für die Jahresprodukte 2023 bis 2025 maßgeblich von der Entwicklung des Spot- und des CO2-Marktes und somit von globalen und politischen Einflussfaktoren abhängen. Nach einem deutlichen Aufwärtstrend zur Jahresmitte 2022 nahmen die Strompreise gegen Jahresende eine rückläufige Entwicklung, liegen aber immer noch deutlich über dem Preisniveau von vor 2020. Die starke Inflation und insbesondere das hohe Preisniveau auf dem Energiemarkt beinträchtigen die konjunkturelle Entwicklung. Die daraus resultierende Nachfragesituation nach Gas und Strom könnte Einfluss auf die Weiterentwicklung der Preise auf den Beschaffungs- und Absatzmärkten nehmen.

Energiebeschaffung

Die weitere Entwicklung der Primärenergiepreise wird die Energiebezugskosten bestimmen. In Abhängigkeit vom Verlauf der weltweiten Konjunktur und geopolitischen Entwicklungen ist künftig mit hohen Volatilitäten auf den Energiemärkten zu rechnen. Die REWAG KG unternimmt alle Anstrengungen, um die Beschaffungskosten zu optimieren. Bei der Erdgasbeschaffung wurde das Lieferantenportfolio verbreitert und auf strukturierte Produkte anstelle von Vollversorgungsverträgen gesetzt.

E-Mobilität

Im Rahmen der Energienutzungspläne von Stadt und Landkreis Regensburg ist die REWAG KG seit 2015 an einer flächendeckenden Ladesäuleninfrastruktur in der Region Regensburg beteiligt. An den Ladestationen wird 100%iger Ökostrom bereitgestellt.

Ausbau der Erzeugung

Der Umbau der deutschen Energieerzeugung hin zu dezentralen Strukturen und erneuerbaren Energien bietet der REWAG KG neue Chancen. Die REWAG KG sieht sich als Akteur der Energiewende und hat entsprechende strategische Weichenstellungen vorgenommen. Das Erzeugungsportfolio erstreckt sich auf Onshore-Windenergieanlagen, Photovoltaikanlagen, Blockheizkraftwerke und Biogasanlagen. Die REWAG KG wird weiterhin auf erneuerbare Erzeugung sowie auf die Kraft-Wärme-Kopplung setzen.

Geschäftsentwicklung der REWAG KG

Auf Grund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schätzen wir die weitere Entwicklung der Umsatz- und Ertragslage als vorsichtig optimistisch ein. Im Vertrieb wird die Sicherung der starken Marktposition der REWAG KG in Regensburg und Umgebung weiter im Vordergrund stehen. Die Strom- und Gaspreise werden aufgrund stetiger Beschaffungsoptimierung wettbewerbsfähig gehalten, um im stärker gewordenen Privatkunden-Wettbewerb in der Region die Marktposition zu behaupten.

Den Geschäftsbereich Wärmeversorgung werden wir durch die Fortführung der Investitionen in Blockheizkraftwerke bei Industriestandorten, aber auch bei der Erschließung von Wohngebieten weiterhin ausbauen, um damit einen Beitrag zur Wärmewende zu leisten und gleichzeitig die Ertragslage der REWAG KG zu verbessern. Insgesamt gewinnt das Thema der CO2-armen bzw. CO2-freien Wärmeerzeugung im Zusammenhang mit den Bemühungen zur Intensivierung des Klimaschutzes über alle Kundengruppen an Bedeutung.

Investitionen

Im Jahr 2023 sind Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände von 31,8 Mio. € geplant. Für Investitionen in das Wassernetz und die Wassergewinnung (Netzverbund Laber-Naab, Brunnenausbau Laub, Hochwasserschutz) ist ein Betrag von 15,2 Mio. € angesetzt. Investitionen in die Sparte Energiedienstleistungen (Wärme- und Erzeugungsanlagen/KWK-Anlagen und E-Ladeinfrastruktur) sind mit 6,2 Mio. € vorgesehen. Für gemeinsame Anlagen, hauptsächlich IT-Projekte, IT-Ausstattung, Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie Arealprojekte, ist ein Betrag ­von ­ 4,5 Mio. € angesetzt. Für Telekommunikation sind 1,4 Mio. €,
für das Gasnetz 2,8 Mio. € (Reinvestitionsmaßnahmen) eingeplant. Für die Sparte MSB-POG (moderne Messeinrichtungen und intelligente Messsysteme) werden Investitionen in Höhe von 1,5 Mio. € erwartet. 0,2 Mio. € sind für den traditionellen Messstellenbetrieb (Sonderkundenzähler und Ausbau des PLC-Datenübertragungsnetzes) eingeplant.

Finanzlage

Die Einhaltung relevanter Finanzkennzahlen, der Schuldenstand sowie die Eigenkapitalquote schränken die weitere Fremdkapitalaufnahme zunehmend ein. Für das Geschäftsjahr 2023 ist eine Darlehensaufnahme (ohne Umschuldungen) von 6,0 Mio. € vorgesehen. Das ambitionierte Investitionsvolumen soll daneben insbesondere durch Mittelzuflüsse aus der laufenden Geschäftstätigkeit sowie durch zwei geplante Beteiligungsverkäufe finanziert werden. Sofern die Veräußerungsvorgänge nicht vollumfänglich und/oder zeitnah umgesetzt werden, ergibt sich ein zusätzlicher Mittelbedarf von bis zu rd. 15 Mio. €. Um dauerhaft in eine solide Finanzierungsstruktur zurückzukehren, können Teilgewinnthesaurierungen sowie Priorisierungen der geplanten Investitionen notwendig werden.

Voraussichtliche Ergebnisentwicklung

Eine Ergebnisprognose, insbesondere eine mittelfristige, ist noch von vielen Unsicherheiten geprägt. Für das Geschäftsjahr 2023 haben wir einen Jahresüberschuss – bereinigt ­ um zwei geplante Beteiligungsveräußerungen – von 22,2 Mio. € geplant. Zusätzlich zu den grundsätzlich bestehenden Ungewissheiten hinsichtlich der konjunkturellen, regulatorischen und wettbewerblichen Entwicklung, wird auch das Jahr 2023 durch den Krieg in der Ukraine und den daraus resultierenden Auswirkungen an den Energiemärkten bestimmt sein. Trotz dieser Unsicherheiten ist nach derzeitigen Erkenntnissen davon auszugehen, dass der geplante Jahresüberschuss erreicht werden kann. Nach wie vor sind die Sparten Strom und Gas mit 79 % des geplanten Jahresüberschusses 2023 die zentralen Säulen dieses Ergebnisses. Die Entwicklung der Steuerungsgrößen EBITDA, EBIT und Jahresüberschuss nach Sparten auf der Grundlage der Wirtschaftsplanung vom Herbst 2022 ist der nachfolgenden Aufstellung zu entnehmen:

 

Strom
Mio. €

Gas
Mio. €

EDL
Mio. €

Wasser
Mio. €

Telekom-
munikation
Mio. €

MSB-POG
Mio. €

Sonstiges
Mio. €

Gesamt
Mio. €

2022

        

EBITDA 2022

32,6

6,3

6,2

8,7

2,6

0,3

3,0

59,7

EBIT 2022

27,0

2,5

2,4

5,6

0,9

- 0,1

2,3

40,6

Jahresüberschuss 2022

19,1

0,6

2,1

4,1

0,3

- 0,2

2,0

28,0

2023*

        

Plan-EBITDA 2023

18,6

12,2

5,6

7,6

3,2

0,4

1,0

48,6

Plan-EBIT 2023

13,0

8,0

1,4

3,7

1,5

- 0,1

0,2

27,7

Plan-Jahresüberschuss 2023

11,1

5,7

1,2

2,3

1,5

- 0,3

0,7

22,2

* bereinigt nun zwei geplante Beteiligungsvergrößerungen

Das Ziel der Unternehmensleitung ist, weiterhin für die Eigenkapitalgeber nachhaltig stabile Erträge zu erzielen. Weitere Effizienzverbesserungen zur Stärkung der Ertragskraft sind notwendig, um den drohenden wettbewerbs- und regulierungsbedingten Ergebniseinbußen angemessen begegnen zu können.

Strategische Entscheidungen haben nachhaltigen Einfluss auf künftige Unternehmensergebnisse. Im Speziellen für die Bereiche Erzeugung & Contracting, Netze, Vertrieb und Handel sowie für die steuernden und unterstützenden Organisationseinheiten werden konkrete Ziele formuliert und Maßnahmenpakete abgeleitet. Der REWAG-Strategieprozess wird kontinuierlich – entlang der Wertschöpfungskette – fortgeführt. Ziel- und erfolgsorientierte Vergütungskomponenten sowie verstärkte Qualifizierungsmaßnahmen sichern darüber hinaus die dazu notwendigen Beiträge jedes einzelnen Mitarbeiters sowie der Führungskräfte.

Gesamtaussage zur voraussichtlichen Entwicklung

Die REWAG KG wird ihre gute Marktposition auch im Jahr 2023 behaupten können. Trotz der bestehenden vielen Ungewissheiten hinsichtlich der konjunkturellen, regulatorischen und wettbewerblichen Entwicklung ist für das Jahr 2023 davon auszugehen, dass das geplante Jahresergebnis 2023 – bereinigt um zwei geplante Beteiligungsveräußerungen – von 22,2 Mio. € erreicht werden kann.

Regensburg, den 03. Mai 2023

REWAG REGENSBURGER ENERGIE- UND
WASSERVERSORGUNG AG & CO KG

REGENSBURGER ENERGIE- UND
WASSERVERSORGUNG AG

Vorstand

Dr. Robert Greb Sandra Wimmer